Heidi Gerhardinger 
Malerei, Fotografie, Objektkunst


In einem fremden Leben


In einem fremden Leben


In einem fremden Leben


In einem fremden Leben


In einem fremden Leben


 In einem fremden Leben


In einem fremden Leben


In einem fremden Leben




 




 Les yeux de ma tante

Les yeux de mon grand-père, serielle Aufnahmen
Grundidee

Das menschliche Gesicht ist eine der spannendsten Landschaften, die es gibt. Ich habe ich mich in den letzten beiden Jahren deshalb intensiv mit den Fotografien meiner Vorfahren beschäftigt.
Was mich daran besonders interessiert, ist die Frage, was sich aus den Bildern über die Menschen, deren Gene ich in mir trage, herausfinden lässt und was Neues entstehen kann, wenn man die Bilder „kreativ behandelt“.
Vorgehensweise
Ich habe zunächst Fotos abfotografiert, vergrößert und habe diese auf Papier ausgedruckt und auf Folien gezogen.
Dann habe ich mit den Fotos und den Transparentfolien gespielt. Ich habe sie miteinander in Deckung gebracht, ich habe sie auf Abbildungen von griechischen und römischen Skulpturen gelegt, ich habe sie zerschnitten, mit Mustern kombiniert, vor den Fernsehbildschirm gehängt , zerkratzt, mit anderen Transparentfolien „gepaart“.
Ich arbeite dabei immer analog. Ich kann so spontaner und schneller sein als dies mit digitale Bildbearbeitungsprogrammen möglich wäre. Ich strebe zudem nicht nach Perfektion, sondern nach Lebendigkeit und dies kann ich so mit ganz einfachen Mitteln gut erreichen.
Es hat sich erwiesen, dass das Kombinieren meiner Fotos mit griechischen und römischen Skulpturen besonders schön und ergiebig ist. Mit den Augen meiner Großeltern habe ich den Büsten etwas gegeben, was Ihnen heute, in unbemaltem Zustand, fehlt, nämlich Augen, das Beseelte.
Umgekehrt haben meine Großeltern schöne Frisuren und einen neuen Teint erhalten und die Vermählung von beidem ergibt Bilder von ganz außerordentlichem Reiz und einer geheimnisvollen Distanz. Dazu trägt natürlich auch das kühle Material der Köpfe und Büsten, Marmor oder Stein, bei. Und dies Geheimnisvolle Entrückte entspricht auch meinen Ahnen. Ambiguität prägt meine Beziehung zu Großeltern und Urgroßeltern. Sie mir nah, weil ich ihr Erbe in mir trage und fern, weil sie tot sind.
Was ich darüber hinaus anstrebe ist, dass die Zusammenfügungen das, was ich in den Bildern entdeckt habe, verstärken und dass sie gleichzeitig etwas zeitlos Gültiges, Ewiges schaffen, was über eine herkömmliche Fotografie hinausgeht.
Wie man heute weiß, hat Leonardo da Vinci ein Leben lang an der Mona Lisa gemalt und das Bild immer wieder übermalt, ein Gemälde, das in seiner einzigartigen Rätselhaftigkeit nicht an Faszination verliert. Mich an eine Mona-Lisa-hafte Rätselhaftigkeit und allgemeingültige Zeitlosigkeit anzunähern, ist die mir selbst gestellte Aufgabe.
Im kreativen Prozess lerne ich ständig Neues. So habe ich erkannt, dass es unter den Gesichtern meiner Ahnen starke und schwache Gesichter gibt.  Die starken sind besser kombinierbar. Sie beeinflussen das Bild stark, ohne es absolut zu dominieren. Die schwachen Gesichter gehen sehr leicht unter.
Auch habe ich entdeckt, dass mein Großvater väterlicherseits etwas Androgynes besessen hat, auch etwas ganz leicht Negroides. Aufgefallen ist mir dies als Kind natürlich nicht.
Und meine Großtante, hat sie nicht einen wunderbaren lachenden Mund? Und Tante Dora? Hat sie nicht etwas Tragisches, eine ganz große Melancholie?
Die Beschäftigung mit den Ahnenbildern ist endlos. Fast täglich kommen mir neue Ideen. Ich kann Ihnen heute nur einen kleinen Schritt auf einem langen Weg präsentieren.


Les yeux de mon grand-père


Les yeux de mes grands-parents


Les yeux de ma grand - mère 


 Les yeux de ma grand-mère


Les yeux de mon grand-père


Sabine


Sabine


Die Schöne


Les yeux de ma grand-tante